
Member Reviews

Da das Buch sehr angepriesen sowie auch mit "Der Gesang der Flusskrebse" verglichen wird, waren meine Erwartungen sehr hoch. Gott sei Dank bin ich nicht enttäuscht worden. Es war auf seine eigene Art sehr spannend, tragisch und unerwartet. Die Logik der handelnden Personen erschließt sich erst zum Schluss. Alles in allem ein schöner Roman den ich gerne weiterempfehle.

Ich habe dieses Buch immer wieder zur Seite gelegt, weil ich nicht wollte, dass es endet! Die Geschichte ist voller unvergesslicher Charaktere, aber meine Favoriten sind: das junge Mädchen im Zentrum der Geschichte, das mich an Scout Finch erinnert, ist "die gesetzlose Duchess Day Radley" (so nennt sie sich selbst); der Polizeichef (der mit ernsten gesundheitlichen Problemen kämpft), der sich die Schuld dafür gibt, dass sein bester Freund im Gefängnis sitzt; und Thomas Noble, ein junger schwarzer Junge mit einer verformten Hand, der sich mit Duchess anfreundet. Die Handlung bietet einen guten Krimi, ist aber mit viel Traurigkeit verbunden, so dass das Buch vielleicht nicht für jeden geeignet ist...

Die 14-jährige Duchess kümmert sich rührend um ihren jüngeren Bruder, ihre Mutter Star scheint dafür nicht in der Lage zu sein. Immer noch hadert sie mit dem Schicksal ihrer Familie: ihre jüngere Schwester wurde als Kind von ihrem Jugendfreund getötet, darüber zerbrach ihre Familie. Vincent, der Jugendfreund , kam dafür als damals 15-Jähriger ins Gefängnis, jetzt wird er nach 30 Jahren entlassen. Nicht alle freuen sich im kleinen kalifornischen Küstenort Cape Heaven darüber. Vincent wird von seinem alten Freund, dem Polizisten Walk aus dem Gefängnis abgeholt, er glaubt bis heute an Vincents Unschuld. Seine Freilassung setzt einige Prozesse in Gang, die die Leben von allen Protagonisten nachhaltig verändern werden.
Ein starkes Buch , geschrieben in einer ruhigen Art und mit klarer, schnoerkellosen Sprache, so wirken die einzelnen Personen seht authentisch. Mich hat der Schreibstil nicht nur an Owens "Gesang der Flusskrebse",sondern auch an die tollen Bücher von Kent Haruf erinnert. Absolut empfehlenswert.

Wuchtig und emotional, mit großer Sogwirkung, lebt fühlt und hofft man mit der jungen Outlaw, immer gewahr, dass das Leben es nicht unbedingt gut mit einem meint..und es doch noch schlimmer kommen kann. Jeder Figur ist so plastisch, so mit Eigenheiten und greifbar gezeichnet, dass einen die Spannung packt und man sich aus der im Grunde furchtbaren Wirklichkeit der Geschichte nicht mehr losreißen kann. Ein moderner, heftiger Western mit starken Figuren voller Liebe, Rache, Wut und Trauer.

"Von hier bis zum Anfang" von Chris Whitaker hat mich von hier bis zum Ende und darüber hinaus nicht losgelassen, bewegt, berührt, beschäftigt. Fesselnd und voller Tiefgang schreibt der Autor von Träumen, Hoffnungen und Verlusten. Viele der Charaktere scheinen gebrochen und das, was sie erleben, bricht mir zwischendurch das Herz. Und doch strahlt dieses Buch Hoffnung aus. Hoffnung und Gewissheit, dass es weitergeht - mit dem, was man Leben nennt. Dieses Buch hat mich wirklich geflasht und von mir gibt es eine ganz klare Leseempfehlung!

Wundervolles Buch!!!
Duchess und Robin leben mit ihrer durchgedrehten und überforderten Mutter Star in einem wunderschönen Küstenort in Kalifornien. Die 12-jährige Duchess kümmert sich weitestgehend um ihren 6-jährigen Bruder. Die einzige wirklich verlässliche Konstante in ihrem Leben ist der Cop Walk, ein Freund der Familie.
Als Vincent aus dem Gefängnis entlassen wird, gerät das Leben der kleinen Familie völlig aus den Fugen. Vincent hat vor Jahren die Schwester von Star umgebracht.
Der Schriftsteller Chris Whitaker mischt Krimihandlung mit Gerichtsdrama, erzählt eine Coming-of-Age-Geschichte und von einer Liebe, die ein halbes Leben braucht, um Erfüllung zu finden.
Wenn Ihnen das Buch "Der Gesang der Flusskrebse" gefällt, müssen Sie "Von hier bis zum Anfang" unbedingt lesen.

welch gutes Buch!!! wunderbar zu lesen - eine Geschichte die berührt und sehr gut geschildert ist. die unterschiedlichen Charaktere und ihre Geschichte von Vergangenheit und Gegenwart wurden so intensiv und real beschrieben, das hat mir sehr an diesem Buch gefallen.

Mit "Von hier bis zum Anfang" hat Chris Whitaker wahrlich einen vielseitigen, tollen Roman geschrieben. Drama, Thriller, Krimi, Coming of Age - alles ist vorhanden.
Worum geht's: Eine beschauliche Kleinstadt vor dem Panorama atemberaubender Küstenfelsen. In diesem vermeintlichen Idyll muss die 13-jährige Duchess nicht nur ihren kleinen Bruder fast alleine großziehen, sondern sich auch um ihre depressive Mutter Star kümmern, die die Ermordung ihrer Schwester vor 30 Jahren nie verwinden konnte. Als deren angeblicher Mörder aus der Haft entlassen wird, droht das fragile Familiengefüge, das Duchess mühsam zusammenhält, auseinanderzubrechen. Denn der Atem der Vergangenheit reicht bis in das Heute und wird das starke Mädchen nicht mehr loslassen ...
Ich will gar nicht zu sehr auf die Story selbst eingehen, ich kann nur sagen, dieses Buch ist der absolute Wahnsinn! Die Charaktere sind so vielseitig und mit so viel Herz gezeichnet worden, dass ich eine derartige Tiefe in einem Buch so noch nicht erlebt habe. Die Geschichte zieht einen derart in den Bann, dass man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen kann! Ein echter Pageturner der uns aufzeigt, dass die Vergangenheit nie komplett ausgeblendet werden kann und uns immer verfolgen wird.
Für mich ein absolutes Jahreshighlight! Daher volle 5 Sterne und eine totale Leseempfehlung von mir!

Ein Muss für alle "Gesang der Flusskrebse" - Leser"!! Ich habe das Buch verschlungen! Ein Meisterwerk an Spannung - so ein starkes Mädchen. Duchess lässt sich nie unterkriegen und kämpft wie eine Löwe um ein besseres Leben für ihren kleinen Bruder!

Familientragödie, Krimi und Gerichtsdrama - Whitakers Buch vereint alle drei Genres. Geschickt verwebt der Autor verschiedene Handlungsstränge, folgt mal der einen, mal der anderen Figur. Viele überraschende Wendungen führen dazu, dass man das Buch kaum aus der Hand legen mag. Was mir besonders gut gefallen hat, sind die feinen Charakterzeichnungen aller Personen, die beim Lesen immer greifbarer wurden. Duchess werde ich in ihrer Wut und Verletzlichkeit lange nicht vergessen, Chief Walker in seinem unerschütterlichen Glauben an das Gute und seinem Kampf für Gerechtigkeit auch nicht.
Ein typisch amerikanischer Roman, der mich in der Darstellung seiner haltlosen Figuren und kleinstädtischer Milieus auch an die grandiose Serie „Mare of Easttown“ erinnert hat. Ich werde das Buch gern empfehlen!

Einmal begonnen, kann man dieses Buch nicht mehr aus der Hand legen und schlägt sich die Nächte um die Ohren, atemlos vom Lauf der Geschichte. Wieder einmal ein Buch zum Umarmen, weil man doch die ganze Zeit die toughe Duchess umarmen möchte!

Ein Buch, was ich nicht vergessen werde.
Ich habe mitgelitten, mitgefiebert und mich für die gefreut. Ich war voller Zuversicht und voller Hoffnung für die Charaktere und niedergeschlagen, wenn es anders verlief als gewünscht.
Ein großartiger Roman.

Die Schatten der Vergangenheit…
Cape Haven, Kalifornien. Eine beschauliche Kleinstadt vor dem Panorama atemberaubender Küstenfelsen. In diesem vermeintlichen Idyll muss die 13-jährige Duchess nicht nur ihren kleinen Bruder fast alleine großziehen, sondern sich auch um ihre depressive Mutter Star kümmern, die die Ermordung ihrer Schwester vor 30 Jahren nie verwinden konnte. Als deren angeblicher Mörder aus der Haft entlassen wird, droht das fragile Familiengefüge, das Duchess mühsam zusammenhält, auseinanderzubrechen. Denn der Atem der Vergangenheit reicht bis in das Heute und wird das starke Mädchen nicht mehr loslassen...
(Quelle: Klappentext – Piper Verlag)
Auf dieses Buch war ich im Vorfeld schon sehr neugierig. Bereits am Anfang passiert dramatisches und stellt das Mädchen Duchess und ihren kleinen Bruder Robin vor neue Herausforderungen. Ihre Mutter Star, die den Tod ihrer Schwester vor dreißig Jahren nie überwunden hat, muss erneut ins Krankenhaus. Eine langjährige Stütze der Kinder ist der Polizist Walk, der regelmäßig nach der Familie schaut.
„Duchess und Robin, die Radley-Kinder.
Er ging los, rannte ihnen fast entgegen, weil er alles über sie wusste, was es zu wissen gab.
Der Junge war fünf und weinte stumme Tränen, das Mädchen war gerade erst dreizehn geworden und weinte nie.“ – Seite 12, eBook
Walk und Star kennen sich seit ihrer Jugend, gleichzeitig ist Walk auch mit Vincent befreundet – derjenige, der 1975 für die schlimme Tragödie um Stars Schwester verantwortlich war. Nun wird er nach dreißig Jahren Haft entlassen und kehrt in das beschauliche Städtchen Cape Haven zurück.
Doch die Vergangenheit ist immer noch gegenwärtig und vermischt sich mit der Gegenwart, die ebenfalls dunkle Momente bereithält….
Die Inhaltsangabe gibt tatsächlich nur einen kleinen Einblick in die bewegende Geschichte um die beiden Radley-Kinder. Schon bald geschieht etwas Überraschendes und lenkt den Verlauf der Geschichte in eine ungeahnte Richtung. Mit der dreizehnjährigen Duchess Day Radley hat der Autor eine starke Hauptfigur erschaffen – das Mädchen hat viel Leid durchgemacht und sich dementsprechend einen harten Panzer zugelegt. Sie begegnet Fremden oft mit Ablehnung und tut alles dafür, dass es ihrem fünfjährigen Bruder gut geht. Dann ist da noch Walker, der schon immer Polizist in Cape Haven war und sich regelmäßig um die Radleys gekümmert hat. Gleichzeitig kämpft er mit einer inneren Zerrissenheit und eigenen Problemen, die nach und nach ans Licht kommen.
Der Schreibstil ist bewegend und eindringlich – sowohl die Schauplätze, als auch bestimmte Augenblicke und Gefühle fängt der Autor hier perfekt ein.
„Die Nacht kam wie viele andere, verschluckte Duchess so vollständig, dass sie sich sicher war, niemals wieder Tageslicht zu sehen, zumindest nicht wie andere Kinder.“ – Seite 13, eBook
„Duchess betrachtete das Land, während die Sonne allmählich tiefer sank. Noch nicht tief genug, um die Farben zu zersplittern, aber sie spürte bereits, wie die Hitze erstarb. Der Sommer lag in den letzten Zügen.“ – Seite 130, eBook
Es wird oft bewegend, traurig und auch dramatisch. Nur in der Mitte hatte ich das Gefühl, dass die Geschichte kurz etwas auf der Stelle verharrt und nicht richtig vorankommt, auch musste ich mich an Duchess‘ Art erst gewöhnen. Überraschenderweise nimmt die Handlung im letzten Drittel nochmal ordentlich an Fahrt auf und fügt einzelne Fäden so zusammen, wie man es nicht für möglich gehalten hätte. Dieses ist sehr gut gelungen.
Mein Fazit: Ein besonderer Roman, der einen nicht so schnell loslässt. Sehr bewegend und dramatisch, gleichzeitig aber auch spannend und ziemlich überraschend. Die Charaktere sind sehr gut gezeichnet und können unterschiedlicher nicht sein. Kleine Schwächen gibt es im Mittelteil, aber die überraschende Entwicklung der Handlung besonders zum Ende hin konnte mich doch noch überzeugen. Sehr lesenswert – 4,5 Sterne.

Für mich d i e Entdeckung des Jahres und mein Liebling 2021. Emotional von der ersten bis zur letzten Seite, eine ausgefeilte Sprache und Figuren, die einem ans Herz wachsen. Wenn man die Flusskrebse gelesen hat, wird man diesen Titel lieben.

Die 13jährige Duchess hält die Familie über Wasser, versorgt ihren
5jährigen Bruder und die suchtkranke Mutter. Und dann geht in der kleinen kalifornischen
Küstenstadt alles schief, was nur schief gehen kann und die Kinder verlieren alles. Mit nur wenig Unterstützung von Erwachsenen muß der Teenager zum Outlaw werden um ein neues Leben für sich und den kleinen Bruder aufzubauen.
Ein Buch wie eine Welle, die langsam Fahrt aufnimmt und einen am Ende überrollt. Wunderbar geschrieben, fast habe ich beim Lesen die klebrige Hitze der Stadt gefühlt. Die letzten 50 Seiten hatte ich Tränen in den Augen.

Chrs Whitaker arbeitete 10 Jahre als Finanztrader, bevor er zu schreiben anfing. Dies ist sein vierter
Roman, allerdings der erste, der in Deutsch übersetzt wurde
Als die dreizehnjährige Duchess Radley in ihrem Familienstammbaum einen bekannten Outlaw
gefunden hat, bezeichnet sie sich selbst als Outlaw, einen Gesetzlosen, und verhält sich auch so.
Sie muss in ihren jungen Jahren schon sehr viel Verantwortung übernehmen, für den kleinen
fünfjährigen Bruder Robin und ihre Mutter Star Radley, die in einer zwielichtigen Bar arbeitet, und
sich im Alkoholrausch immer wieder mit Männern einläßt, von denen sie öfter geschlagen und
mißhandelt wird. Durch einen Vorfall in ihrer Kindheit, bei dem ihre Schwester ums Leben gekommen
ist, ist Star schwer depressiv und lebensmüde. Einzig der Polizist Walk übernimmt ohne Hintergedanekn
den Schutz und die Verantwortung für dieses fragile Familienkonstrukt.
Als Vincent King, der für den Tod der kleinen Sissy verantwortlich ist, nach 30 Jahren aus der Haft
entlassen wird, eskaliert die Geschichte und Duchess sieht sich zu kriminellen Handlungen gezwungen.
Einen besseren Handlungsort für seinen Roman hätte sich der Autor nicht aussuchen können. Entspricht
doch der wunderschöne Küstenstreifen Kaliforniens, Big, Sur, mit seinen plötzlichen Abrutschen der
Berghänge, den unvermittelten explosionsartigen Ausbrüchen der kleinen Duchess. Oder
die Weiten Montanas, in denen sie fast ihren Frieden findet.
Auch die Sprache , in ihrer teilweise Reduziertheit und Spröde ist perfekt gewählt und bietet dem Leser
sehr viel Spielraum.
Die Charaktere sind sehr authentisch und glaubwürdig, vor allem die Beschreibung der kleinen Duchess,
ironischerweise Herzogin, ein kleines wunderschönes zartes Mädchen, vom Leben und ihren
Mitmenschen immer enttäuscht, dadurch voller Wut und Hass, und das in ihrer Hilflosigkeit knallhart und
brutal um sich schlägt, um ihre Mutter und Bruder zu schützen.
Oder die Figur des Polizisten Walk, der seit seiner Jugend mit Star und Vincent King befreundet ist,
und dem diese Freundschaften immer noch sehr wichtig sind. Der selbst immer noch mit persönlichen
Schicksalsschlägen zu kämpfen hat und den eine beginnende Parkinson Erkrankung öfter ausbremst.
Auch die Figur des Vincent King, diesem zu 30 Jahren verurteilten Inhaftierten ist nachvollziehbar und
durch die Hintergründe, die der Autor erste nach und nach offenlegt, wird er für mich zu einem
der wenigen männlichen Sympathieträger.
Sehr schön beschrieben war für mich die Zeit, die Duchess und Robin bei ihrem Großvater Hal in
Montana verbracht haben und die ersten vorsichtigen Annäherungen von Duchess an diesen alten
kauzigen Mann und das Leben auf einer Farm, aber auch das geht leider für die beiden nicht gut aus.
Ein gewaltiger, ein großartiger Roman, der mich sehr bewegt, in seiner Perspektivlosigkeit teilweise auch
sehr erschüttert hat, der trotz allem zum Schluss doch noch ein kleines bisschen Hoffnung bietet.

Über den Inhalt möchte ich gar nicht viel sagen, aber ich verspreche nicht zu viel wenn ich sage, dass dieses Buch alle Leser vom - Gesang der Flusskrebse- begeistern wird. Die Geschichte von Duchess und ihrem kleinen Bruder Robin, die nur sich haben und unter so widrigen Umständen heranwachsen, ging mir sehr unter die Haut. Ein großartiger Roman!

Vor dreißig Jahren hat Vincent King den Tod der kleinen Schwester seiner damaligen Freundin verursacht. Nun kehrt er nach Jahren im Gefängnis in seinen Heimatort zurück und setzt dadurch Ereignisse in Gang, die nicht nur sein eigenes Leben erschüttern werden.
Großartig erzählte Geschichte aus verschiedenen Perspektiven, die abwechselnd sehr berührend und spannend ist.
Kopfkino garantiert!

Der Roman von Chris Whitaker ist für mich eines jener besonderen Bücher, die ich kaum aus der Hand legen konnte. Die Atmosphäre ist aufgeladen wie die Luft vor einem Gewitter und selten habe ich einen so intensiven Charakter erlebt, wie die 13jährige Duchess Radley, schneidend wie eine Rasierklinge und doch so voller trauriger Sehnsucht nach Geborgenheit. Doch Duchess weiß, dass sie sich auf die Erwachsenen nicht verlassen kann, zu häufig wurde sie enttäuscht.
Sie lebt mit ihrem kleinen Bruder und der alkoholkranken, depressiven Mutter in einem vermeintlich beschaulichen Küstenort namens Cape Haven, aber ein schrecklicher Todesfall vor 30 Jahren hat tiefe Wunden bis in die Gegenwart hinterlassen, bei Duchess` Mutter Star, dem gutmütigen Sheriff Walk und nicht zuletzt bei dem Mann, der für dieses grausame Ereignis fast sein halbes Leben im Gefängnis saß und nun nach Cape Haven zurückkommt.
Er löst damit eine Kette von Ereignissen aus, an deren Ende nicht ein Stein mehr auf dem anderen stehen bleibt.
Grandios erzählt, ein echter Pageturner.

2021 hat sich bisher als gutes Bücherjahr erwiesen - und mit Chris Whitakers Roman "Von hier bis zum Anfang" habe ich gerade ein weiteres Buch mit Wow-Effekt beendet, das sicher noch eine ganze Weile nachhallen wird. Das liegt an zwei Gründen - an Whitakers Schreibstil, der manchmal klingt wie aus einem Chandler-Roman der Noir Serie ("Wenn Häuser Seelen hätten, wäre das von Star so schwarz wie eine Dezembernacht"), manchmal sowohl spröde als auch poetisch schreibt. Und an einer der Protagonistinnen, der 13-jährigen Duchess. Das Mädchen, das nicht weint und sich als Outlaw sieht, das sich nichts gefallen lässt und liebevoll den kleinen Bruder Robin umsorgt, da die alleinerziehende Mutter Star der beiden ihr Leben nicht in den Griff bekommt.
Das Unglück der Familie hat eine Vorgeschichte: Als Star 15 war, starb ihre kleine Schwester. Verantwortlich für den Tod ist Stars damaliger Freund Vincent - und auch wenn es sich um einen tragischen Unfall handelte, den er selbst gar nicht bemerkt hatte kommt der 15jährige in ein Gefängnis mit lauter erwachsenen Straftätern. Es war eine Nacht, so heißt es später in dem Buch, in der "eine Million Tragödien ihren Anfang genommen" haben - wie sehr sie auch eine Generation später nachwirken, wird gerade an Star mit ihren Alkoholproblemen, Depressionen und Selbstmordversuchen deutlich.
Nun wird Vincent nach 30 Jahren entlassen. Der einzige, der sich während all der Jahre um Kontakt bemühte, ist sein Walk, der Polizist der fiktiven kalifornischen Kleinstadt. Er war Vincents bester Freund - und hat doch die Polizei verständigt, als ihm klar wurde, dass sein Freund verantwortlich für den Tod der kleinen Sissy war. Für Duchess und Robin ist er die positive männliche Figur in ihrem Leben, der versucht, ein bißchen Stabilität zu schaffen.
Vincents Entlassung aus dem Gefängnis bringt das Gefüge der Kleinstadt durcheinander. Und als Star erschossen aufgefunden wird, wird Vincent als Tatverdächtiger verhaftet, ihm droht die Todesstrafe. Der kleine Robin hat den Täter möglicherweise gesehen, doch der schwer traumatisierte Junge leidet unter Gedächtnisverlust. Während Duchess und Robin zu ihrem Großvater nach Montana kommen, den sie nie zuvor gesehen haben, glaubt Walk als einziger an die Unschuld Vincents und versucht zusammen mit dessen Anwältin, Beweise zu finden, dass Vincent die Tat nicht begangen haben kann.
Hier splitten sich die Handlungsstränge auf - Walks Detektivarbeit auf der einen Seite, während gesundheitliche Probleme ihm die Arbeit immer mehr erschweren, das Leben von Duchess und Robin bei ihre Großvater auf der anderen Seite. Während Duchess ihrem Großvater voller Misstrauen begegnet, ihn ständig zu schockieren versucht und noch nicht mal Essen von ihm annehmen will, blüht Robin auf der Ranch, auf der er die Hühner versorgen darf, auf.
Doch gerade, als Duchess und ihr Großvater vorsichtige Schritte aufeinander zumachen können, kommt es zu einem weiteren Schicksalsschlag, die Geschwister enden in einer Pflegefamilie und Duchess, die überall aneckt und keiner Konfrontation aus dem Weg geht, merkt, dass die Chancen auf eine Adoption für Robin verschwindend gering sind, wenn sie bei ihm bleibt. Zugleich fühlt sie sich immer mehr getrieben, der Outlaw-Vergangenheit ihrer Vorfahren zu folgen und Rache für den Tod ihrer Mutter zu üben.
"Sie wusste, dass die Sehnsucht nach Rache manchmal alles Gute auffressen konnte, das einst in einem Menschen gesteckt hatte. Nur Walk hielt sie davon ab, etwas Dummes zu tun. Er war ihre Verbindung zum Guten, er ließ sie in die Zukunft schauen, nicht auf die Gegenwart. Walk erinnerte sie daran, dass Menschen gut sein konnten."
Dabei wird auch Walk zunehmend aufgerieben zwischen den Tragödien um ihn herum und den Kampf gegen seine Parkinso-Krankheit, die er irgendwann nicht länger verschweigen kann. Gerade weil Whitaker seine Protagonisten so erfolgreich ins Leser-Herz schreibt, ist es so quälend, ihre innere und äußere Zerstörung zu beobachten.
"Wenn Walk schon vorher ein gebrochener Mann gewesen war, dann waren die Einzelteile durch die Ereignisse in Montana jetzt so weiträumig versprengt, dass er die Hoffnung aufgab, jemals wieder ein ganzer Mensch zu werden."
Im Original heißt das Buch "we begin at the end", ein Satz, den Duchess immer wieder von ihrem Großvater hört - seine Hoffnung, dass es am Ende einer Serie schlimmer Erfahrungen etwas Versöhnliches geben kann. Wie sehr ein Ereignis eine ganze Lawine von Folgen auslösem kann, zeigt dieses Buch, das genremäßig schwer einzuordnen ist - Krimi, Spätwestern, Comin of Age-Geschichte? Auf jeden Fall aber ein Buch, dass ohne Gefühlsduselei Emotionen weckt, geschrieben in einer poetisch-spröden Sprache und mit Protagonisten, die auch nach der letzten Seite nachwirken..