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Ein Blick auf weibliches Leben
Maria, Josef und Franz wachsen in den 60er Jahren in einem österreichischen Dorf in den Bergen auf. Ihre Familie ist patriarchal geprägt, der Vater ist autoritär, gegen ihn lehnt sich niemand in der Familie auf. Nun könnte man meinen, dass die Struktur des dörflichen Lebens das Althergebrachte fördert und das Leben der drei Geschwister auch auf die Umgebung anwendbar wäre. Aber dies ist eindeutig zu einfach gedacht und diesen Fehler macht die Autorin Verena Dolovai nicht. Denn Freundinnen von Maria schaffen den Absprung aus der engen dörflichen Welt in die weitere Welt der Stadt. Nur Maria schafft dies nicht. Denn sie wird schon von früh an in ihre spätere Lebenswelt gedrängt. Sie ist das Sandwich-Kind der Familie, sie ist eine Frau, also wird sie nichts erben, aber sie darf von früh an sehr viel arbeiten, Ausbildung ist auch nicht so wichtig, aber ihre Arbeitskraft auf dem eigenen Hof. Und diese Strukturen bedient halt leider die Mutter von Maria genauso. Was traurig ist! Sehr traurig! Denn wie sollen sich die althergebrachten patriarchalen Strukturen verändern, wenn diese selbst von dem benachteiligten Geschlecht gefördert werden!?!?
Als Einziger in der Familie schafft es Franz als das Nesthäkchen der Familie, als der geliebte Sohn der Mutter der familiären Struktur und Gewalt zu entkommen und er ermöglicht dadurch erst dieses Dorf ohne Franz. Maria bemerkt erst relativ spät die Ursache dieser Flucht von Franz, wobei hier der Neid sicher auch eine Rolle spielt und das Hadern mit der eigenen Rolle und das bildungsferne Leben.
Nun ist das Erzählte sehr traurig, aber es macht mich auch wütend. Denn solche Strukturen machen ja alle Beteiligten erst möglich. Ja. Alle Beteiligten! Die Frauen in der Familie und die Frauen der Umgebung. Die Männer auch. Aber bekanntlich nutzt ihnen dieses Procedere auch mehr. In der Vergangenheit, aber manchmal auch im Jetzt.
Man weiß ja bei der Lektüre des Buches, wann und wo das Geschehen spielt. Aber das Geschilderte ließe sich auch unproblematisch auf frühere Zeiten implizieren. Also ist in manchen Gefilden, in manchen Familien die Vergangenheit sehr aktiv und man wähnt sich als feministisch eingestellte Leserin auf einem fremden Planeten. Schlimm!
Dennoch ließ mich das Buch auch etwas kalt, denn die Charakterzeichnung der Maria wirkt recht kühl gezeichnet. Jeder, der mich und meine Sichten auf die buchige Welt kennt, wird wissen, dass da etwas für mich fehlt. Deswegen auch meine 4 Sterne Bewertung. Denn die Thematik trifft mich natürlich vollkommen! Aber die Charaktere tun dies nicht, sie lassen mich relativ kalt und ich schaue aus einer gewissen Distanz.

Dorf ohne Franz (Nominiert für den Österreichischen Buchpreis In der Kategorie Debüt-Preis 2024 (Shortlist))
Mal wieder was aus der Kategorie: Erdiger Bauernroman mit österreichischer Derbheit und Schmäääähhh. Kurz und kurzweilig, spröde, ein bisschen zu vergleichen mit "Baggage". Familie in Dorf, Tochter Maria darf nicht machen, was sie will, wird klein gehalten, wenig geliebt, heiratet einen jungen Burschen aus dem Dorf, der eigentlich das Wirtshaus übernehmen soll, doch er wird übergangen und der jüngere Bruder kriegt die Gaststätte. Der Niedergang beginnt: Aus Wut säuft er immer mehr und richtet sich so allmählich zugrunde. Maria bekommt immerhin ein Mädchen, dem sie trotz dauer-alkoholisiertem Gatten eine gute Erziehung bieten kann, die Kleine macht Abitur und geht zum Studium. Der große Bruder von Maria, Josef, wird Bürgermeister, der kleine (Franz) zieht weg, denn er hat nie ins Dorf gepasst (außerdem ist er schwul) - nur Maria war immer die, die sich anpassen musste. Als die alten Eltern tot sind und der eigene Mann fast auch, kommt ihre Chance …
Cooles Buch.

Zwei Drtittel des Buches habe ich mit großem Interesse gelesen, auch oder gerade wegen seiner realistischen Beschreibung vieler ländlichen Frauenleben in dern 60er Jahren. Ich konnte in ihrer Protagonistin das Leben meiner Mutter und meiner Tanten wiederfinden, in all der Trübsinnigkeit.
Weniger begeistern konnte mich dann der Stilbruch, mit dem das Buch zu Ende gebracht wurde. ich hatte den Eindruck, dass die Autorin die von ihr geschaffene dpressive Stimmung selbst nicht mehr ertragen hat und deshalb ins vollkommen fiktionale , märchenhafte ausgewichen ist, fast als hätte ihre Protaginstin in den Wahn geflüchtet. Das habe ich als wirklich würdelos empfunden. und hätte mir gewünscht, sie hätte das Leben der Frau auch realistisch in Armut enden lassen.
Ein sehr depressives Buch, dass eteilweise einen guten Enblick in das Leben von Frauen in den 60er Jahren gewährt, aber kein Unterhaltungsroman.

Am beeindruckendsten ist die Ehrlichkeit des Buches - bei dem ich mich immer wieder fragte, wie autobiographisch es ist. Die Romatisierung des bäuerlichen Lebens, vor allem für Frauen der 60er und 70er Jahre wurde mir mit diesem Roman ausgetrieben. Tolles Buch, dessen Spannung in der Frage liegt, ob die Akteurin Maria irgendwann aus ihrer gefühlten Verantwortung ausbrechen kann.

Die Ich-Erzählerin und Protagonistin Maria ist das mittlere von drei Kindern, die mit ihren Eltern auf einem Bauernhof in einem Dorf aufwachsen. Sie wird im Vergleich zu ihren Brüdern von den Eltern kaum beachtet, um ihr Erbe betrogen und als Pflegekraft missbraucht.
Auch ihr Mann Toni betrügt sie und achtet sie kaum. Als er zum Pflegefall wird, verlässt sie Haus und Dorf und flüchtet in den Wald, auf der Suche nach Ruhe und Freiheit. Dort trifft sie auf den Biologen Tom, mit dem sie eine Zeit lang in seiner Hütte lebt. Als sie in der Zeitung die Todesanzeige ihres Mannes und ihre Vermisstenanzeige liest, packt sie ihre Sachen zusammen und macht sich auf den Weg, vermutlich zurück nach Hause.
Das Buch ist sehr gefühlvoll geschrieben und unbedingt empfehlenswert.

Mit ihrem Debüt "Dorf ohne Franz" gelang Verena Dolovai eine Nominierungen des diesjährigen Österreichischen Buchpreises und die Autorin bot mit ihrem Werk eine erfrischend aufrichtige, unromantisierte und gefühlsgeladene Sicht auf das österreichische Dorfleben bzw. darauf, was es bedeuten kann, als eine Frau in einem eben diesen aufzuwachsen.
Mit klarer, simpler Sprache die unendlich viel Raum dazwischen freilegt erzählt Dolovai die Geschichte Marias, die als Mädchen gemeinsam unter ihren beiden Brüdern Josef und Franz von ihren Eltern auf einem Hof in einem kleinbürgerlichen Dorf ihr Leben erlebt. Ihre erste Verliebtheit, Heirat, Kind. Darüber, wie sie arbeitet arbeitet arbeitet - für ihren Vater, ihren Mann, ihren Schwager, ihre Mutter, weil sie "eben ja genau dafür da ist". Über ihren Urlaub in Italien und darüber, wie sie sich in all dem fügt, zurechtzufinden versucht, wächst.
Auf knapp 160 Seiten wurde ich abermals von der klaren, realen Einfachheit der Sprache überwältig. Marias Erleben geht unter die Haut, mehrfach musste ich das Buch auf die Seite legen, da sich in den Zeilen viel Wut, viel Ärger, viel Verständnis und Mitgefühl findet und ich dennoch immer mehr über Maria erfahren wollte und möchte. Eine eindeutige Leseempfehlung!!!

Dorf ohne Franz
"Dorf ohne Franz" von Verena Dolovai erzählt die Geschichte eines kleinen, abgelegenen Dorfes, das von der Abwesenheit eines wichtigen Mitglieds, Franz, geprägt ist. Die Dorfbewohner müssen sich mit den Veränderungen und Herausforderungen auseinandersetzen, die seine Abwesenheit mit sich bringt. Der Roman thematisiert die Dynamik innerhalb der Dorfgemeinschaft, die Suche nach Identität und den Umgang mit Verlust. Durch die Perspektiven verschiedener Charaktere wird ein eindrucksvolles Bild des Lebens im Dorf gezeichnet, das sowohl von Tradition als auch von Wandel geprägt ist. Die Erzählung lädt dazu ein, über die Bedeutung von Gemeinschaft und den Einfluss individueller Schicksale nachzudenken.
„Dorf ohne Franz“ von Verena Dolovai ist ein fesselnder Roman, der die Leserinnen und Leser auf eine emotionale Reise mitnimmt. Die Protagonistin Maria leidet und fühlt durch ihre stetige Aufopferung für ihre Familie auf eine Weise, die tief berührt. So heiratet sie nicht den Mann, den sie eigentlich an ihrer Seite sieht und wir so auch in ihrer Ehe trotz Kind nicht glücklich. Die Autorin schafft es meisterhaft, die Spannung aufrechtzuerhalten, während man sich fragt, ob Maria am Ende die Freiheit finden kann, nach der sie sich sehnt.
Die Autorin beschreibt diese Umstände eindrucksvoll und lässt die düstere Stimmung des Romans durchgehend spürbar werden.
Die Sprache ist gut verständlich, was das Lesen angenehm macht. Zudem sind alle handelnden Figuren ausführlich gezeichnet, sodass ihre Handlungen und Gefühle nachvollziehbar sind.
Ich kann „Dorf ohne Franz“ jedem empfehlen, der sich für diese besondere Thematik interessiert. Es ist ein Roman, der zum Nachdenken über die heutigen Rechte und Lebensbedingungen von Frauen weltweit anregt und einen bleibenden Eindruck hinterlässt.

Mittleres Mädchen
Als mittleres von drei Kindern und einziges Mädchen fehlt Maria von Anfang an die Liebe ihrer Eltern. Während der Vater den älteren Josef fördert, ist Nesthäkchen Franz der Liebling der Mutter. Maria indes muss stets fleißig zupacken am elterlichen Hof und auch später als Erwachsene alle Rollen als Ehefrau, Mutter, Hilfsarbeiterin und Altenpflegerin ausfüllen. Gibt es in einem österreichischen Dorf in den 1960ern tatsächlich keine andere Perspektive?
Titelbild und Klappentext laden ein auf spannende Erinnerungen der Ich-Erzählerin. Was den Leser dann tatsächlich erwartet, ist jedoch ein wenig ernüchternd. Maria sitzt in der Kirchenbank und sieht den Herrn am Kreuz an, hadert wohl mit ihrem Schicksal, fügt sich diesem aber im nächsten Moment klaglos, um wenig später eine Entscheidung zu treffen. Wie es dazu kommt, das erfährt man sogleich anhand einer monologähnlichen Schilderung der vergangenen Jahrzehnte. Maria berichtet über ihre Kindheit, das Gefühl, neben den Brüdern „übersehen“ worden zu sein, die List, sie vom Erbe auszuschließen mittels untergejubelter Verzichtserklärung, sodass sie wie selbstverständlich immer nur wie eine Magd für alle anderen zu funktionieren hat.
Verena Dolovais Erzählstil ist knapp und karg, spiegelt Marias Leben wohl sehr gut wider. Direkte Reden sind selten und in Kursivschrift nahtlos in den Text eingebettet, sodass sie sich unauffällig in den nüchternen Text einfügen anstelle für Lebendigkeit zu sorgen. Charaktere und ein enges Dorf als Schauplatz sind einerseits gut dargestellt, rufen aber beim Lesen keinerlei Gefühlsregung bei mir hervor. So bleibt mir Marias Tun über die gesamte Geschichte hin fremd und auch die Wende, welche die Handlung am Ende nimmt, gleicht einer Illusion und überzeugt mich nicht so recht.
Fazit: ein interessantes Thema, das auf besondere stilistische Weise aufgegriffen wird, aber für mich kaum Nähe zu den Geschehnissen zulässt. Drei von fünf Sternen.
Titel Dorf ohne Franz
Autor Verena Dolovai
ASIN B0CTGC86WL
Sprache Deutsch
Ausgabe ebook
Erscheinungsdatum 12. Februar 2024
Verlag Septime

Der kleine Roman versetzt uns in ein österreichisches Dorf in den 60er Jahren. Hier wächst Maria, die Ich-Erzählerin, auf einem kleinen Bauernhof auf. Sie ist das mittlere von drei Kindern und als einzige Tochter für beide Eltern nur als Arbeitskraft von Interesse. Sie verzichtet notariell auf ihr Erbteil, und so erhält Josef, der ältere Sohn, den Hof und den Grundbesitz. Franz ist als Nesthäkchen der Liebling seiner Mutter; er lässt sich auszahlen und verlässt das Dorf. Erst spät erkennt Maria den Grund für seinen Wegzug. Franz ist homosexuell und entzieht sich den starren Normen und den Rollenzuweisungen des Dorfes.
Die Erzählerin bleibt eng an ihrer Protagonistin und zeichnet ein desillusionierendes Bild des ländlichen Lebens. Maria lässt sich widerspruchslos in starre patriarchalische und sehr raue Strukturen einordnen. Eine Ausbildung bleibt ihr verwehrt, weil die Eltern den Nutzen einer Tochter ausschließlich in der Haus- und Hofarbeit sowie in dem sehen, was man heute Care-Arbeit nennt.
Bei der Partnersuche zeigt sich ihr anerzogener Sinn fürs Wirtschaftliche und Praktische, aber sie wird bitter enttäuscht. Immer wieder taucht Franz, der abwesende Bruder in ihren Gedanken auf, und Maria erkennt zunehmend, dass Franz ein selbstbestimmtes Leben lebt und sich von den strengen Rollenzuweisungen befreit hat. Insofern ist der Titel „Dorf ohne Franz“ zugleich ein Programm: Franz ist gerade wegen seiner Abwesenheit der Katalysator für Marias Entwicklung. Maria wagt schließlich auch den Schritt in die Selbstbestimmtheit, aber hier verschwimmt der Roman, das Ende ist allzu offen und unrealistisch.
Das Besondere an dem Roman ist weniger der illusionslose Blick auf das dörfliche Leben und seine traditionellen Rollenerwartungen, sondern die Sprache der Autorin. So karg wie Marias Leben ist auch die Sprache, mit der sie in beklemmender Nüchternheit ihr Leben erzählt. Mit dieser nüchternen und einfach gehaltenen Sprache wirkt die Protagonistin beklemmend authentisch.

Dorf ohne Franz nimmt den Leser mit in die Welt eines Dorfes, aus dem es nur schwer ein Entkommen gibt. Die Zeit scheint stehen geblieben zu sein und die Welt "da draussen" weit weg. Doch aber zieht es die Protagonistin wo anders hin. Erst zum Schluss begiebt sie sich auf die Reise.
Sehr berührend aber auch direkt schreibt Dolovai von einem Leben, hineingeboren in eine Familienkonstellation, wo der Weg schon klar ist und die Zukunft ohne Perspekiven.

Dorf ohne Franz, Roman von Verena Dolovai, EBook, aus dem Septime-Verlag
Debütroman der Autorin
Maria ist in den 60er Jahren mit ihren Brüdern Josef und Franz in einem Dorf aufgewachsen, Josef der Ältere tritt in die Fußstapfen des Vaters und erbt den Hof. Franz das Nesthäkchen ist der Liebling der Mutter und wird von ihr verhätschelt. Dieses Buch beschreibt den rauen Alltag im Leben der Protagonistin.
Das Buch enthält viel Lokalkolorit, bildhaft und flüssig beschrieben und durch die fesselnden Dialoge hat der Leser zu jederzeit im Gespür, dass dieser Roman auf dem Land und in Österreich spielt. Die Autorin hat als Erzählform den Ich-Stil, aus der Sicht der Protagonistin Maria gewählt. Eine hervorragende Innenansicht ist dadurch ermöglicht. Aufgeteilt in Leseabschnitte in idealer Länge.
Ein hartes Leben für ein Mädchen, auf dem Land, zur damaligen Zeit, mit Regelschulabschluss und ohne Lehre. Josef der ältere Bruder kommt nach dem Vater und wurde von ihm unterstützt, als Hoferbe erzogen, Franz, Mutters Liebling, der schwächliche zarte Bruder, bekommt sein Erbe ausbezahlt und verschwindet ins Ausland. Und dazwischen Maria, die auf ihr Erbe verzichtet, die keine Chance bekam, auf eine höhere Schule zu gehen. Davon und vom Leben in der Stadt, hat ihr nur ihre damalige Freundin Theresa berichtet. Maria bekam nur immer zu hören sie sein dumm und ungeschickt. Nach der Schule eine Lehre? Wozu, man brauchte eine billige Arbeitskraft auf dem Hof … und Mädchen heiraten ja doch. Sie hat den Wirtssohn Toni geheiratet, aber auch hier wurde sie betrogen, denn nicht Toni der Ältere, sondern sein Bruder Ferdinand wird der neue Wirt. Toni ist Alkoholiker und Schürzenjäger. So bleibt Maria eine Dienstmagd, selbst als sie verheiratet ist muss sie ihrem Vater die Putzarbeiten machen, die Mutter pflegen und auf dem elterlichen Hof arbeiten. In der Wirtschaft ist sie nur eine billige Dienstmagd zum Spülen und niederen Arbeiten. Selbst den Schwiegervater pflegt sie bis zu seinem Ende. So ist das traurige Leben von Maria, von patriarchal geprägten dörflichen Strukturen und der Schwierigkeit, auszubrechen. Und soweit fand ich das Buch fesselnd und sehr unterhaltsam.
Das Ende fand ich komisch, ich mag Bücher nicht die aufhören, bevor die Geschichte zu Ende ist. Immer wieder habe ich zurückgeblättert und geprüft ob ich etwas überlesen oder nicht mitbekommen habe, so ein abrupter Plottwist ist mir selten untergekommen. Schade.
Bis auf den Schluss fühlte ich mich hervorragend unterhalten, meine Lieblingsfigur war nicht die Protagonistin, ich finde sie hätte sich einfach mehr durchsetzen sollen, keine Entwicklung bei ihr feststellbar. Eine richtig sympathische Figur war eigentlich am ehesten der Wirt Ferdinand oder Franz der jüngere Bruder. Ich finde allgemein, dass keine der Frauen im Buch gut weggekommen ist.
Bis zum Plottwist war ich vom Buch begeistert. Die Nomination zum österreichischen Buchpreis fand ich angemessen. Der ernüchternde offene Schluss jedoch hat mich enttäuscht.
Trotzdem möchte ich das Buch empfehlen und vergebe 4 Sterne.

In einem österreichischen Dorf Mitte der 1960er Jahre erkennt Maria, einzige Tochter und mittleres Kind einer Bauernfamilie schon früh ihren Stellenwert. Während der älteste Bruder Josef den Hof weiterführt, kann der jüngere Bruder mit seinem ausgezahlten Erbteil sein Leben weitab vom Dorf gestalten. Für Maria, der eine Erbverzichtseeklärung regelrecht zur Unterzeichnung untergejubelt wurde, bleibt nur das typische Leben im Patriarch: unbezahlte Arbeitskraft auf dem Hof und im zu niedrig eingeheirateten Familiengasthof, neben Haushalt und Pflege dahinsiechender Angehöriger. Ihr Mann Toni (der falsch erwählt von zwei Brüdern) ein Trinker und Weiberheld, die Mutter eine boshafte Alte und ein Vater der ihr kaum Beachtung schenkt. Aber Maria fügt sich klaglos, nur manchmal dämmert ihr bei Besuchen ihrer ehemaligen Freundin Therese oder ihres Bruders Franz, die dem Dorfleben entkommen konnten, welches Leben auch möglich gewesen wäre. Und dann bekommt sie mit Toni's Tod ihre Chance dem Ganzen zu entfliehen.
So nüchtern gehalten wie der Titel ist die gesamte Erzählung.
Das harte Landleben und die Unterdrückung der Frauen wird schonungslos geschildert - der Leser erfährt viel über die Eigendynamik und Hierarchie im geschichtlichen Kontext. Und trotzdem fehlt mir ein gewisser Sog.
Mehr oder weniger zusammenhanglose Schilderungen schließen aneinander an, so das ich mehrere Male zurückblättern bzw. lesen musste, ob ich nicht einen wichtigen Aspekt überlesen habe.
Hatte ich beim Lesen noch gehofft und mir gewünscht das Maria ihre Chance bekommt, so ist für mich das offene Ende mehr als unbefriedigend.
Dieses Buch wurde für den Österreichischen Buchpreis 2024 nominiert und ich muss sagen, dass ich wieder einmal von dieser Ehrung enttäuscht war. Leider ein Buch welches bei mir keinen bleibenden Eindruck hinterlassen hat.

"Dorf ohne Franz" ist ein kurzweiliges und schnörkelloses Buch, das uns in den Alltag von Maria eintauchen lässt – einer Frau, die ihr ganzes Leben für andere gelebt hat. In der Geschichte spürt man, wie sehr sie sich nach Liebe und Anerkennung sehnte, die sie jedoch nie bekommen hat. Sie hat sich aufgeopfert, nie hinterfragt, vielleicht, weil sie einfach ein Kind ihrer Zeit war oder weil sie einfach das tat, was von ihr erwartet wurde.
Der Tod ihres Mannes bringt sie in eine neue Situation: Zum ersten Mal hat sie niemanden, um den sie sich kümmern muss. Diese neue Freiheit wirkt aber nicht befreiend auf Maria. Stattdessen merkt man, wie schwer es ihr fällt, das Leben für sich selbst zu leben. Sie misstraut ihrer neuen Unabhängigkeit und scheint nicht in der Lage, sie wirklich anzunehmen. Dieser innere Konflikt bleibt bis zum Ende offen – man weiß nicht, ob Maria einen echten Neuanfang wagen kann.
Interessant ist auch die abwesende Figur ihres Bruders Franz, dessen Name im Titel auftaucht. Er spielt für Maria kaum eine Rolle im Verlauf der Handlung, was mich fragen lässt, warum er dennoch so zentral erscheint. Vielleicht symbolisiert er das, was in Marias Leben nie präsent war: eine echte Verbindung, eine greifbare Beziehung. Seine Abwesenheit könnte also genauso bedeutsam sein wie sein Dasein – eine Erinnerung an das, was ihr stets gefehlt hat.
Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen, vor allem, weil es sich auf leisen Tönen und kleinen Momenten aufbaut, ohne dabei zu langatmig zu werden. Doch der bittersüße Schluss lässt einen nachdenklich zurück: Kann Maria jemals wirklich aus ihrer Rolle ausbrechen und das Leben für sich selbst finden?

Das Buch „Dorf ohne Franz“ von Verena Dolovai ist für den diesjährigen Österreichischen Buchpreis nominiert. Ich hatte das Buch aufgrund des Klappentextes ausgewählt. Ich mag Dorfgeschichten, die noch einmal ganz anders die menschlichen Charaktere beleuchten.
Das Buch erzählt sehr ruhig und anschaulich die Lebensgeschichte von Maria. Aufgewachsen mit zwei Brüdern und von den Eltern wenig geliebt, sondern mehr als Hof- und Haushaltshilfe betrachtet. Ein Schicksal, dass wohl sehr viele Frauen damals teilten. Dazu ist sie noch eher ein spröder und derber Typ, der folglich auch aufgrund der Physiognomie eher zum Arbeiten als zum Lieben einlädt. Sehnsüchte hat Maria jedoch wie jeder andere Mensch auch eher nach Liebe und Heimat, aber sie fügt sich ein in ihr Schicksal. Sie arbeitet und funktioniert.
Die ersten 90 Prozent des Buches mit der Beschreibung des Dorflebens und speziell Marias Schicksal haben mir sehr gut gefallen. Hier hat sich das Lesen voll und ganz gelohnt. Am Ende bricht Maria aus, was zwar verständlich ist, ihr gewählter Weg hat mich aber leider nicht so ganz überzeugt. Ich fand das Ende insgesamt leider nicht so stimmig.

HERVORRAGEND
von mir mehr als 5 Sterne
und ja - auch vollkommen zu recht nominiert!!!
wie gesagt - ein hervorragendes Buch - welches ich an einem Tag ausgelesen habe, denn ich konnte mich der Ich-Erzählerin Maria nicht entziehen. Sie, die mich auf ihre Reise mitgenommen hat - ihre Lebensreise, in ihre Welt. auf eine umgeschönte Art und Weise, in einer einfach Sprache, direkt und offen hab ich sie durch die Kindheit, ihre Jugend und einen großen Teil ihres Erwachsenenleben begleiten dürfen. Sehr real - sehr persönlich und gar nicht so "erfunden". Für mich aus dem Leben gegriffen.
Danke für dieses Buch
Danke für diese Lesestunden!!!

Wer jemals wissen wollte, wie dörfliche Enge sich anfühlt, dem sei Verena Dolovais Roman empfohlen. Er folgt der Perspektive Marias, mittleres Kind ihrer Eltern und bedauerlicherweise ein Mädchen. Immerhin eines, das anpacken kann. Den Hof bekommt trotzdem ihr älterer Bruder Josef überschrieben. Sie hat gefälligst einen Erbverzicht zu unterschreiben ("Durchlesen musst du das nicht", meint Papa.), Nesthäkchen Franz wird ausgezahlt. Und nutzt die Chance, der beklemmenden Idylle zu entkommen. Vermutlich ist es überall auf der Welt angenehmer zu sein als in der Heimat, wo der Vater zum Saufen geht. Der Toni, später Marias Mann folgt ihm in dieser Tradition. Wie auch Maria das Leben ihrer Mutter führt. Angepasst, tut, was von ihr erwartet wird, bekommt ein Kind, dass ihre einzige Freude ist. Mama den Franz, den sie wie ein rohes Ei hütet, sie die Lisa. Auch ihre Tochter wird es irgendwann machen wie vor ihr Franz - und gehen.
Sprachlich ist das von einer Klarheit und Nüchternheit, die an Robert Seethalers "Ein ganzes Leben" denken lässt. Auch Marias Leben erleben wir im Zeitraffer, angefangen in den 1960er Jahren bis zu ihrem "Ausbruch", bei dessen EIntreffen man sich eigentlich nur fragt, wieso sie diesen Schritt nicht schon viel früher gewagt hat, so viel Erniedrigung, Unterdrückung und Missachtung ihr entgegengebracht wurde. Wobei das vermutlich leichter gesagt ist als getan, wenn man es nicht anders kennt. Man hinterfragt nicht, man nimmt hin. Und macht es später selbst genauso. Inklusive seelischer und physischer Gewalt. Ein ebenso erschütterndes wie poetisches Buch, das nachhaltig im Gedächtnis hängen bleibt.

Verena Dolovai hätte "Dorf ohne Franz" (Septime Verlag) auch "Dorf mit Maria" nennen können, denn der titelgebende Franz hat nur eine kleine Nebenrolle. Im Buch begleiten wir Leser:innen stattdessen die Ich-Erzählerin Maria - sie ist Franz' ältere Schwester - bei einem Rückblick auf ihr Leben.
Die Stimmung am Cover nach grauem Herbsttag spiegelt gut die Stimmung des Buchs wider, wenn Maria von klein auf Steine in den Weg gelegt werden. Verena Dolovai gelingt es eindrucksvoll, die patriarchalen Strukturen eines kleinen Dorfes in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu schildern: Von bevorzugten Söhnen über sexistische Witze im Wirtshaus bis hin zu weiblich zugeschriebenen Tätigkeiten wie Putzen und Pflegen.
Ich habe die 168 Seiten von Marias Geschichte gebannt gelesen und ihr die Daumen gedrückt, dass ihr Leben endlich eine positive Wendung nimmt. Vermisst habe ich konkrete Zeitangaben, die mir besser eine zeitliche Einordnung gegeben hätten und ich nicht mit z.B. dem Alter von Kindern, etc. schätzen hätte müssen. Das Buch ist in der Kategorie Debüt auf der Shortlist des Österreichischen Buchpreises 2024 und aus meiner Sicht zu Recht.
Danke für das Rezensionsexemplar, Septime Verlag und Netgalley!

Der Debütroman von Verena Dolovai "Dorf ohne Franz" hat mich von der ersten Seite an gefesselt. Zum Teil recht nüchtern wird das Aufwachsen und Schicksale mehrerer Dorfbewohner erzählt. Wobei "nüchtern" hier nicht negativ zu sehen ist, das Landleben in den 1960ern ist nunmal auch ein wenig nüchtern, geprägt von Rollenklischees, Zuschreibungen und auch brutaler Rauheit. Die Lektüre hat mich sehr schnell über meine Eltern und Großeltern nachdenken lassen, die auch in so einem Dorf aufgewachsen und gelebt haben.
Das Ausbrechen aus den Dorfmustern, das Loslösen von zugeschriebenen Rollen, all dies beschäftigt(e) viele Menschen am Land. Die Autorin schafft es mit klarer Sprache dieses Leben, insbesondere das Leben der Protagonistin Maria realitätsnah zu beschreiben. Vielleicht macht genau die Nüchternheit und das raue Dorflebenden Reiz aus, der mich von Anfang an gefesselt hat. Ein wirklich hervorragendes Debüt, die Lektüre kann ich wirklich nur empfehlen.

Ein ruhiger Roman in besonderem Schreibstil ( ohne wörtliche Rede), der mich sehr bewegt hat. Marie wächst als ungeliebtes Kind einer Bauernfamilie in einem kleinen Dorf in Österreich auf. Sie ist das 2,. Kind, dazu "nur" ein Mädchen und wird bereits als Heranwachsende zu einem Erbverzicht gedrängt. Ihre beiden Brüder könnten unterschiedlicher nicht sein, der jüngere, Franz, wird abgöttisch von der Mutter geliebt und der ältere, Joseph, vom Vater gehegt, damit er den Hof übernehmen kann. Für Marie ist keine Liebe mehr übrig und es kommt wie es kommen muß, sie rutscht in eine unglückliche Ehe. Es schmerzt, diese Figur und ihren Lebensweg so unausweichlich zu begleiten. Ein schönes Buch, habe ich - trotz des Schmerzes um die Figur Marie - sehr gern gelesen.

Ein desillusionierendes Buch.
Die Icherzählerin zeigt ihre Rolle in einer dörflichen, ländlichen Umgebung. Für sie gibt es keine Anerkennung oder Zuneigung innerhalb der Familie.
Der titelgebende Franz ist der einzige, der aus seiner Rolle ausbricht und dafür Freiheit erlangt.
Doch dann kommt der Tag, als auch Maria aus ihren Alltag flüchtet
Der Roman ist für meinen Geschmack ein wenig zu gleichförmig erzählt.
Aber man muss das Buch für seine Schärfe und Klarheit bewundern.
So wird es ein bemerkenswerter Antiheimat- und Antifamilienroman